Verletzungen vs. Gehorsam?

oder

Haltung und Stil von Christen

 

Im Folgenden möchte ich anhand von einigen praktischen Lebensfragen eine innere Haltung und einen guten Stil als bibel-orientierter Christ anreißen und thematisieren.

 

1.    Wer ist laut Bibel ein gläubiger, geretteter Christ?

 

Zu biblischen Zeiten haben Menschen sich bewusst für die Nachfolge Jesu Christi entschieden und wurden deswegen als Christen bezeichnet.

 

In Römer 10,9 ff lesen wir:

„9 Denn wenn du mit deinem Munde bekennst, dass Jesus der (dein) Herr ist, und glaubst in deinem Herzen, dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet.

10 Denn wer mit dem Herzen glaubt, wird gerecht; und wer mit dem Munde bekennt, wird selig.

11 Denn die Schrift spricht (Jesaja 28,16): »Wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden.“

 

Eine derart bewusste Entscheidung, in der Jesus als persönlicher Herr angenommen wird, nennt man Bekehrung.

 

Apg 15,3: Die Gemeinde gab ihnen das Weggeleit. Dann zogen sie durch Phönizien und Samarien; dabei berichteten sie den Brüdern von der Bekehrung der Heiden und bereiteten damit allen Brüdern große Freude“.

 

 

2.    Wie verhält sich ein Christ, wenn er zu Besuch ist, sei es bei Freunden oder in einer neuen Gemeinde bzw. Gruppe?

 

Ausgehend davon, dass wir als Christen Gott mit unserer ganzen Kraft lieben und unseren Nächsten ebenfalls lieben wie uns selbst, erscheinen wir beim Gastgeber freundlich, liebevoll, demütig und bereit die Regeln des Hauses zu akzeptieren.

 

Dies wird sehr schön an diesem Beispiel in Lukas 14 ab Vers 7 deutlich:

 

 7Jesus hatte beobachtet, wie die zum Essen Geladenen die Ehrenplätze für sich aussuchten. Das nahm er zum Anlass, sie in einem Bild darauf hinzuweisen, welche Regeln an Gottes Tisch gelten.

8»Wenn dich jemand zu einem Hochzeitsmahl einlädt, dann setz dich nicht gleich auf den Ehrenplatz. Es könnte ja sein, dass eine noch vornehmere Person eingeladen ist.

9Der Gastgeber, der euch beide geladen hat, müsste dann kommen und dich auffordern, den Ehrenplatz abzutreten. Dann müsstest du beschämt auf dem untersten Platz sitzen.

10Setz dich lieber auf den letzten Platz, wenn du eingeladen bist. Wenn dann der Gastgeber kommt, wird er zu dir sagen: ›Lieber Freund, komm, nimm weiter oben Platz!‹ So wirst du vor allen geehrt, die mit dir eingeladen sind.

11Denn alle, die sich selbst groß machen, werden von Gott gedemütigt, und alle, die sich selbst gering achten, werden von ihm zu Ehren gebracht.«

 

Aus diesem Text kann man nicht nur erkennen, dass man sich als bibel-orientierter Christ an die Regeln des Gastgebers zu halten hat, sondern auch freiwillig, von sich aus zurückhaltend und demütig verhalten sollte. Demut wird hier im Sinne von Diene-Mut verstanden.

 

Es ist wertvoll sich darüber hinaus gemäß der Kultur seines Landes bezüglich aktueller Benimmregeln (Knigge-Regeln) zu informieren.

 

Hier werden beispielsweise gute Tipps für Gäste genannt:

https://www.sekada.de/kommunikation/stil-und-etikette/artikel/12-etikette-regeln-so-verhalten-sie-sich-als-gast-richtig/  

 

3.    Mir sind bestimmte spezielle biblische Themen sehr wichtig. Darf ich christliche Gruppen zu ihren Meetings besuchen und unaufgefordert „predigen“ bzw. meinungsbildend handeln, damit diese endlich verstehen, worum es geht?

 

Die weiter oben verlangte Zurückhaltung ist auch hier unbedingt nötig. Es kann nämlich sein, dass du mit deiner „besonderen“ Spezialbotschaft, die Bibel sehr einseitig liest und weitergibst. Sei weise, denke differenziert und liebevoll und sei bereit dich unterzuordnen. Wäge Pro und Contra geduldig im Gebet ab. Prüfe alles und behalte das Gute.

 

Der folgende Bibeltext (ab Jakobus 3,13) stellt einen wunderbaren, praktischen Verhaltenskodex dar:

 

13 Wer von euch ist weise und verständig? Er soll in weiser Bescheidenheit die Taten eines rechtschaffenen Lebens vorweisen.

14 Wenn ihr aber bittere Eifersucht und Streitsucht in eurem Herzen tragt, dann prahlt nicht und verfälscht nicht die Wahrheit!

 15 Das ist nicht die Weisheit, die von oben kommt, sondern eine irdische, weltliche, teuflische Weisheit.

16 Wo nämlich Eifersucht und Streit herrschen, da gibt es Unordnung und böse Taten jeder Art.

17 Doch die Weisheit von oben ist erstens heilig, sodann friedfertig, freundlich, gehorsam, reich an Erbarmen und guten Früchten, sie ist unparteiisch, sie heuchelt nicht.

18 Die Frucht der Gerechtigkeit wird in Frieden für die gesät, die Frieden schaffen.

Viele Bibelkreise oder Gemeinden bieten die Möglichkeit des Austauschs über biblische Themen. Die jeweiligen Themen werden von dem Pastor bzw. Leiterschaft gesetzt. Du entscheidest im Gebet, ob diese Gemeinde/Bibelkreis für dich die richtige ist. Du gehst dort nicht hin, um diese Gruppe zu verändern.

 

4.    Was sagt die Bibel zum Thema Unterordnung und Gehorsam?

 

Leider kann man in einer gewissen christlichen Szene, oft Menschen beobachten, die letztendlich predigen, um sich hervorzuheben und andere zu manipulieren.

 

Was sagt Jesus im Markusevangelium, Kapitel 10,43 ff dazu?

 

43 Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein,

44 und wer bei euch der Erste sein will, soll der Sklave aller sein.

45 Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele.

 

Siehe hierzu auch: (Lk 14,7-11; 18,9-14).

Du solltest also zunächst nicht nach dem hohen (Prediger)-Amt streben, sondern schauen, wie du unterstützen und helfen kannst.

 

5.    Kann jeder Christ einfach so lehren und als Leiter loslegen?

 

In 1. Timotheus 3, 1 ff. zeigt, das Wort Gottes sehr klar und deutlich welche Bedingungen geistliche Leiter/innen erfüllen sollen:

 

1 Das Wort ist glaubwürdig: Wer das Amt eines Bischofs [  = geistlicher Leiter] anstrebt, der strebt nach einer großen Aufgabe.[1]

2 Deshalb soll der Bischof untadelig, Mann [höchstens] einer einzigen Frau, nüchtern, besonnen sein, von würdiger Haltung, gastfreundlich, fähig zu lehren;

3 er sei kein Trinker und kein gewalttätiger Mensch, sondern rücksichtsvoll; er sei nicht streitsüchtig und nicht geldgierig.

4 Er muss seinem eigenen Haus gut vorstehen, seine Kinder in Gehorsam und allem Anstand erziehen.

 5 Wenn einer seinem eigenen Haus nicht vorstehen kann, wie soll der für die Kirche Gottes sorgen?

6 Er darf kein Neubekehrter sein, damit er nicht hochmütig wird und dem Gericht des Teufels verfällt.

7 Er muss aber auch bei den Außenstehenden einen guten Ruf haben, damit er nicht in üble Nachrede kommt und in die Falle des Teufels gerät.

 

 

Es gibt viele Hinweise in der Bibel, dass wir als Christen uns liebevoll, demütig, gehorsam und friedvoll verhalten sollen.

 

Hier wird kein Kadavergehorsam verlangt, der „geistlichen Missbrauch“ ermöglicht. Leitungsverhalten darf nie übergriffig werden.

 

Du solltest dich in Entgegenkommen und Hilfsbereitschaft gegenüber deinen geistlichen Leitern üben. In einer friedvollen und entspannten Situation kannst du auch Vorschläge machen. Aber besonders als Neuer, der die Zusammenhänge noch nicht so kennt, solltest du ein „Nein“ oder ein „Ja, unter der Bedingung…“ akzeptieren.

 

Geistliche Leiter dürfen beispielsweise dir niemals vorgeben, wen du heiraten sollst, welchen Kontakt du mit Familienangehörigen abbrechen sollst oder wie viele Stunden du wöchentlich missionieren sollst. Aber es kann sehr wertvoll sein, wenn du einen vertrauenswürdigen, geistlichen Leiter mit in diese Lebensentscheidungen im gemeinsamen Gebet und in der Seelsorge einbeziehst.

Ein guter Leiter bzw. eine gute Leiterin empfiehlt dir möglicher Weise Geduld bei derartigen Lebensfragen. Aber deine diesbezüglichen, privaten Entscheidungen müssen letztlich von der Leiterschaft akzeptiert werden.

 

Solange du aber nicht von Gemeinde und Gott in ein geistliches Amt berufen wurdest, hast du jedoch die Regeln des Zusammenlebens in einer christlichen Gruppe anzunehmen.

 

Innere Verletzungen versus Gehorsam und Unterordnung

 

Worte wie Gehorsam, Unterordnung und Demut sind heutzutage nicht modern.

Oft steht hinter Rebellion ein mangelndes Vertrauen aufgrund von schlechten Erlebnissen mit Vätern, Müttern, Lehrern usw..

Tatsächlich sind wir nicht zu blindem Kadavergehorsam aufgerufen. Durch selbstständiges Bibelstudium überprüfen wir unsere geistlichen Lehrer und deren Lehren.

 

Viele Menschen wurden von Leitungspersonen gedemütigt und gekränkt. Dies führt oft zu inneren Verletzungen, die Heilung benötigen. Hier können Seelsorger, Gebet und die Vertiefung in das Thema „Vaterherz Gottes“ hilfreich sein.

 

© W. Jung