Narben -was erzählen sie?

Ihr Lieben zunächst möchte ich euch eine Geschichte erzählen, die sich so oder so ähnlich tatsächlich in Amerika ereignet haben soll:

Der Adler und die Hühnerfarm

Da war ein Hühnerfarmer, der fand auf einem hohen Berg, das Nest eines Adlers. Und etwas, was er eigentlich nicht hätte tun sollen, tat er, er nahm ein Ei aus dem Nest und nahm es mit auf seinen Bauernhof.

Und dort, auf dieser Hühnerfarm legte er das Adlerei unter die Flügel einer Glucke. Die Glucke hat es gleich angenommen, weil die ja nicht zählen kann, alle Eier willkommen, und hat gebrütet und zuerst schlüpften die Küken. Küken! Oh, mit diesem schönen Flaum, die können gleich laufen, die können alles gleich.

Der Adler brauchte etwas länger, sagte der Bauer, und eines Tages schlüpfte auch dieser kleine Adler. Ein Adler kann natürlich nicht von Hühnerfutter leben. Ein Huhn kann von allem leben. So hat sich der Bauer ganz besonders um dieses Adlerküken gekümmert und es wuchs und wuchs und wuchs. Die Federn wuchsen, es wurde stark und dieser kleine Adler lief hinter der Henne her, weil er meinte, die Henne sei seine Mutter.

Er hatte all die Hühnermanieren angenommen, nur immer nach unten gucken und im Staub wühlen, nach Würmern suchen, das waren die Leckerbissen. Und der Adler wuchs und wuchs und wuchs. Dieser schwarze Adler unter diesen  Hühnern, ein seltsames Bild.

 Aber dann, erzählte der Farmer, passierte etwas. An einem Tag erschien die Adlermutter über dem Hühnerhof. Einen Kreis flog sie und noch einen Kreis und mit einem Mal muß sie mit ihrem sprichwörtlichen Adlerauge ihren Sohn da unten entdeckt haben. Ich glaube, das muß das stolze Herz der Adlermutter fast gebrochen haben. Wie sie sah, wie ihr eigener Sohn hinter diesen Hühnern hinterher lief und dann im Staub wühlte und nach Würmern suchte.

Und der Farmer beobachtete das vom Haus aus und er sah, wie die Adlermutter Kreise drehte und mit einem Mal geschah etwas. Mit einem Mal kam von oben ein Schrei. Die Adlermutter schrie. In demselben Augenblick passierte etwas im Hühnerhof. Der junge Adler erstarrte. Zum ersten Mal hob er seinen Kopf. Zum ersten Mal hob er seinen Kopf, war wie gelähmt, und schaute nach oben. Da war ein Signal gekommen, das er noch nie gehört hatte und das ging ihm durch Mark und durch Bein.

Der Farmer sagte, wie mit einem Mal etwas anderes passierte. Der Adler wurde nervös da unten. Und er streckte seine Flügel aus. Und er begann zu zittern und zu schütteln und da – mit einem Mal bemerkte er, dass er ja die Flügel noch für andere Zwecke hatte. Und langsam, langsam hob er sich.

Warum? Weil er mit einem Mal wußte, ich gehöre ja gar nicht hier unten hin. Dies ist ja gar nicht mein zu Hause. Meine Heimat ist da droben. Ich gehöre nach da oben hin. Dahin gehöre ich." --------

Und hört des Herrn Wort, wer Ihr auch seid. Ich bin davon fest überzeugt, dass einem jeden Menschen irgendwann einmal solche Gedanken kommen und zwar ganz besonders dann, wenn man das Wort Gottes hört, welches das Wort unseres Schöpfers, unseres Erlösers vom Himmel ist.

Eigentlich, Ihr lieben jungen Leute, Ihr gehört nicht in die Gosse. Gott hat nicht Euch für die Gosse geschaffen. Du gehörst nicht von Rechtswegen unter die Alkoholiker. Du gehörst nicht unter die Dealer. Du gehörst nicht unter die Hühner, du bist ein Adler Gottes! 

Du gehörst nicht unter die Prostituierten. Du gehörst nicht in ein Leben als Looser.

 Heute ruft die Stimme Gottes: Mache Dich auf und komm zu Jesus und lebe in der Berufung als Kind Gottes.

Wir sind berufen Kämpfe und Niederlagen zu überwinden und im Namen Jesu zu siegen.

ABER  ABER  ABER :

Ihr Lieben, das Leben ist oft ein Kampf, und auch wenn wir siegen, so tragen wir doch so manche Wunde bzw. Narbe mit uns.

Wenn ich jetzt eine Kamera hätte, dann könnte ich euch auf meinem rechten Unterarm eine ca. drei bis vier Zentimeter lange Narbe zeigen. Diese Narbe ist ca. vierzig Jahre alt und stammt von meiner lieben Schwester. Ich verstehe mich sehr gut mit ihr. Aber damals hatten wir eine dynamische Zeit, in der sie mir als Sechsjährige doch zeigen wollte, warum ihr Spitzname "Katze" hieß.

Mit einer Kamera könnte ich nun weiter Richtung Hand gehen und dort einen dunklen Narbenfleck und verschiedene Schnittnarben zeigen. Diese Narben stammen aus meiner Bäckerzeit. Damals musste man als Lehrling hart und nicht verweichlicht sein. Der Chef forderte sehr schnelles Arbeiten und egal, ob ich mir beim Brotschneiden oder beim Laugenbrezel vorbereiten Wunden zufügte, wir alle mussten schnell arbeiten und durften wegen einer kleinen Schnittverletzung keine Pause machen.

Im Jahre 1882 als Bäckerlehrling

An meiner linken Hand habe ich eine Narbe, die ich mir in meinem Anerkennungsjahr als Diplom-Sozialarbeiter in einer Justizvollzugsanstalt zugefügt hatte. Eine unüberlegte, etwas tollpatschige Drehung an der Gefängnismauer und ich hatte mir die Hand verletzt...

Und so könnte ich weiter und weitererzählen. Da ich weiß, dass einige von euch seit viel mehr Jahren als ich körperlich arbeiten, vermute ich, dass so mancher noch viel mehr Narben hat.

Nun aber möchte ich zu sehr viel wichtigeren Narben bzw. Wundmalen kommen. Nämlich zu den wichtigsten Narben, die es jemals gegeben hat.

Dazu bitte ich euch nun Johannes 20 ab Vers 24 aufzuschlagen:

Thomas
24 Thomas aber, der Zwilling genannt wird, einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam.

25 Da sagten die andern Jünger zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er aber sprach zu ihnen: Wenn ich nicht in seinen Händen die Nägelmale sehe und meinen Finger in die Nägelmale lege und meine Hand in seine Seite lege, kann ich's nicht glauben.

26 Und nach acht Tagen waren seine Jünger abermals drinnen versammelt und Thomas war bei ihnen. Kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren, und tritt mitten unter sie und spricht: Friede sei mit euch!

 27 Danach spricht er zu Thomas: Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!

28 Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott!

29 Spricht Jesus zu ihm: Weil du mich gesehen hast, Thomas, darum glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!

30 Noch viele andere Zeichen tat Jesus vor seinen Jüngern, die nicht geschrieben sind in diesem Buch.

31 Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen.

Ihr Lieben, mit diesem Text kann ich mich besonders identifizieren. Nicht nur weil mein zweiter Vorname Thomas ist, und meine Eltern mich früher "der ungläubige Thomas" nannten (weil ich immer alles hinterfragt hatte "ist das wirklich so?", sondern in erster Linie, weil Jesu Narben bzw. Wundmale von der wichtigsten Realität im gesamten Kosmos berichten:

Jesus Christus, der Sohn Gottes ist für deine und meine Sünden gestorben und wieder von den Toten auferstanden. Er hat den Tod, unsere Krankheiten und eben unsere Wunden getragen und überwunden.

Jesu Wundmale haben selbst einen Zweifler wie Thomas überzeugt.

Und Jesaja prophezeite über den Messias in Kapitel 53:

2 Er schoss auf vor ihm wie ein Reis und wie eine Wurzel aus dürrem Erdreich. Er hatte keine Gestalt und Hoheit. Wir sahen ihn, aber da war keine Gestalt, die uns gefallen hätte.

3 Er war der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit. Er war so verachtet, dass man das Angesicht vor ihm verbarg; darum haben wir ihn für nichts geachtet.

4 Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre.

5 Aber er ist um unsrer Missetat1 willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.

 6 Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg. Aber der HERR warf unser aller Sünde auf ihn.

7 Als er gemartert ward, litt er doch willig und tat seinen Mund nicht auf wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird; und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer, tat er seinen Mund nicht auf.

 8 Er ist aus Angst und Gericht hinweggenommen. Wer aber kann sein Geschick ermessen? Denn er ist aus dem Lande der Lebendigen weggerissen, da er für die Missetat meines Volks geplagt war.

9 Und man gab ihm sein Grab bei Gottlosen und bei Übeltätern, als er gestorben war, wiewohl er niemand Unrecht getan hat und kein Betrug in seinem Munde gewesen ist.

10 So wollte ihn der HERR zerschlagen mit Krankheit. Wenn er sein Leben zum Schuldopfer gegeben hat, wird er Nachkommen haben und in die Länge leben, und des HERRN Plan wird durch seine Hand gelingen.

 11 Weil seine Seele sich abgemüht hat, wird er das Licht schauen und die Fülle haben. Und durch seine Erkenntnis wird er, mein Knecht, der Gerechte, den Vielen Gerechtigkeit schaffen; denn er trägt ihre Sünden.

 Und weil der Messias für uns auch Krankheit und Wunden getragen hat, dürfen wir zu ihm kommen.

Ich möchte nun im folgenden auf Wunden und Narben eingehen, die innerlich geschehen und die mindestens genauso schlimm sind wie äußerliche Wunden.

Hirnforscher haben vor einigen Jahren festgestellt, dass besonders traumatische Erlebnisse bei Menschen kleine Kerben oder Narben in das Gehirn eingraben. Mit entsprechenden Mikroskopen lassen sich die Hirnnarben, die durch Konditionierungen entstanden sind, sichtbar machen. Solche Verletzungen können viel Schaden zufügen.

Wir müssen also etwas dagegen tun:

1) Wunden, die ich anderen versehentlich zufüge

Wenn ich für eine Sache kämpfe oder begeistert bin, dann kann ich recht laut sein und besonders Frauen schrecken dann schon mal zusammen. Und wenn meine Stimme, dann noch etwas dunkler klingt als sonst, dann empfinden manche Menschen das als aggressiv. Ihr lieben Schwestern, wenn das mal passiert, dann kommt auf mich zu und sprecht mich offen an. Wir müssen aufeinander zugehen und über diese Befindlichkeiten reden .Lasst uns das nächste Gemeindefest oder gemeinsame Mittagessen nutzen, um jemanden anzusprechen, sich zu vergeben und miteinander zu beten.

2) Wunden, die mir zugefügt wurden

Auch als Verletzter habe ich das Recht und die Pflicht den mich verletzenden Menschen anzusprechen und ihn über meine Befindlichkeit zu informieren und ggf. um Verhaltensänderung zu bitten. Wenn die Fronten verhärtet sind, empfiehlt es sich einen Dritten, vielleicht den Pastor mit ins Gespräch einzuladen, damit eine Einigung möglicher wird. Auch hier kann das gemeinsame Gebet helfen.

Ihr Lieben nehmt euch Zeit bringt euere inneren Wunden im Gebet zu Jesus. Gebt sie IHM.

Und: Viele Verletzungen heilen auch im Dienst an den Nächsten und durch bewusste und aktive Vergebung.

"Ich wünsche uns, dass unsere Wunden zu Narben werden, die eine Geschichte erzählen. Eine Geschichte der Versöhnung!"

Wenn dies geschieht wird Kraft freigesetzt, die uns hilft wie der eingangs geschilderte Adler, endlich zu fliegen und den Hühnerhof zu verlassen. Damit wir in einer Berufung der Versöhnung mit Gott und den Menschen wandeln können. AMEN.